„Olympiamomente“ auf deutschen Sportbriefmarken 2019

Ab 2. Mai 2019 gibt es an den Postschaltern wieder drei Zuschlagsmarken zugunsten der Stiftung Deutsche Sporthilfe – diesmal mit legendären Olympiamomenten. Für uns Sportphilatelisten kein besonderer Grund zum Jubeln. Denn die Aufmachung erinnert stark an die Sporthilfemarken des vergangenen Jahres. Ein bisschen mehr Kreativität hatten wir eigentlich erwartet! Erneut zieren ausgesuchte Zitate von Sportreportern die Markenbilder, die diesmal stark „verpixelt“ daherkommen.

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Die erste Briefmarke im Wert von 70 + 30 Cent behandelt eine Episode von den Olympischen Spielen 1956 in Stockholm, wo parallel zu den Sommerspielen in Melbourne die Reitsportwettweberbe ausgetragen wurden. Damals gewann der deutsche Springreiter Hans Günter Winkler seine erste olympische Goldmedaille – unter erschwerten Bedingungen.

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Im ersten Umlauf hatten Winkler und Halla gewohnt souverän begonnen, doch an Sprung 13 durchfuhr den Reiter plötzlich ein stechender Schmerz. Ein Muskel in der Leiste war gerissen, Winkler brachte den Umlauf zwar irgendwie zu Ende, aber der Traum vom Sieg war eigentlich dahin.

Winkler wurde mit Spritzen und mit Zäpfchen behandelt. „Alles, was schmerzstillend war, haben sie in mich hineingepumpt“, erzählte Winkler später in der „Welt am Sonntag“. Mit dem Ergebnis, dass er so sediert war, dass man ihn mit starkem Kaffee wieder einigermaßen wach machen musste. So ging es noch einmal in den Parcours.

Der Reiter konnte sich kaum im Sattel halten, das Pferd zu führen, war fast unmöglich, Winkler hing mehr auf dem Pferd, als dass er saß. Bei jedem Hindernis schrie er vor Schmerz. „Es war ein reines Martyrium“, sagte er. Halla und Winkler blieben als einziges Paar fehlerfrei.  Der junge und später legendäre Fernsehreporter Hans-Heinrich Isenbart jubelte: „Und Halla lacht, als wüsste sie genau, um was es geht.“ Gold für Winkler im Einzel, Gold für Deutschland mit Fritz Thiedemann und Alfons Lütke-Westhues in der Mannschaft.  Fortan galt die Stute als Wunderpferd.

Die zweite Zuschlagsmarke, im Wert von 85 + 40 Cent, erinnert an eine Begebenheit bei den Olympischen Winterspiele in Lake Placid 1980.

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„Wo ist Behle?“ Am 17. Februar 1980 stellt ZDF-Reporter Bruno Moravetz in Lake Placid diese Frage.

An jenem Tag war der 19-jährige Nachwuchslangläufer aus Willingen einer von vier bundesdeutschen Teilnehmern beim olympischen 15-Kilometer-Lauf. Mit einer frühen Startnummer ausgestattet stürmte der junge Mann bei der 5-Kilometer-Marke an die Spitze des Feldes. Das aber kann Moravetz nur auf der Liste der Zwischenzeiten erkennen. Weil die Fernsehkameras in den verschneiten Wäldern des Mount van Hoevenberg den jungen Behle nicht einfingen, rief der ZDF-Mann mit seiner tiefen Stimme immer wieder verzweifelt nach ihm.  Am Ende kam Behle als bester Mitteleuropäer sensationell auf den zwölften Platz. In einem Rennen, das auch aus einem anderen Grund in die Sportgeschichte eingegangen ist. Denn den Sieger Thomas Wassberg aus Schweden trennte damals vom Zweiten Juha Mieto (Finnland) nur eine Hundertstelsekunde – der Internationale Skiverband schaffte daraufhin die Messung in Hundertsteln beim Langlauf ab.

Die dritte Sondermarke erzählt von den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 1984. Der Ausspruch „Flieg, Albatros, flieg!“ auf dem Wert zu 145 + 55 Cent bezieht sich auf den deutschen Schwimmer Michael Groß. Der machte seinem Namen mit einer Größe von über zwei Metern alle Ehre. Den Spitznamen „Albatros“, hatte er 1983 aufgrund der enormen Spannweite seiner Arme beim Schmetterlingsschwimmen von einem Reporter der französischen Sportzeitung L’Equipe bekommen.

RB_Neuheiten_Briefmarke_Legendaere_Olympiamomente_3Der Anfeuerungsruf auf der Briefmarke stammt von Jörg Wontorra. Über 200 Meter Schmetterling ging Groß, der zuvor überraschend Olympiasieger über 100 m geworden war, als Favorit ins Rennen und führte nach der letzten Wende das Feld an. Doch die Konkurrenz holte auf. „Flieg, Albatros, flieg…!“, feuerte ARD-Reporter Wontorra den Offenbacher an. Es reichte „nur“ zu Silber. Außenseiter John Siben aus Australien schnappte Groß Gold und den Weltrekord weg.

(Autor: KJA)

 

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